Donnerstag, 25. Oktober 2007

Oktobersommer, Asbakken und Politikerghetto



Es ist unglaublich, aber wahr. Ich bin wieder da mit einem frischen Post. Ich möchte mich, bei denen, die meinen Blog regelmäßig besuchen, entschuldigen, dass sie die letzte Zeit so oft vergebens nach Neuigkeiten suchten. Das wir sich nun ändern. Darauf mein Wort.
Es ist nun Mitte der Woche 4 im wunderbar sommerlichen Oktober diesen Jahres. In den letzten knapp 2 Wochen war einiges los. Hinter mir liegen 2 Sprachkurse, in denen ich mein niederländisch weiter perfektionieren konnte. Das ist mir, wie ich finde, auch recht gut gelungen. Wir Freiwilligen haben immer eine Menge Spaß auf diesen Sprachkursen. Und ich glaube sogar, dass es den Verantwortlichen manchmal auch so geht. Wir haben zwar Abmahnungen bekommen, das Essen sei zwar für uns kostenfrei, doch hieße das nicht, dass wir uns bis zu Bewegungsunfähigkeit vollfressen sollen. Und es wäre nett, wenn wir das Bier an der Selbstbedienungsbar nicht jeden Abend leer machten, sonst würde das auf die Dauer auch das Budget sprengen. Ich glaube ein paar von uns haben sich sogar dran gehalten.
Vergangenen Dienstag, also direkt nach dem ersten Sprachkurs in Utrecht, habe ich dann Anna vom Bahnhof abgeholt und bin mit ihr und Tomi nach Barneveld gefahren. In Barneveld angekommen musste ich dann feststellen, dass ich leider den Zimmerschlüssel für unsere Unterkunft nicht abgegeben hatte. Für diesen Lapsus musste ich Mittwochmorgens büßen. Das hieß, ich verzichtete auf mein Frühstück und suche mit dem Fahrrad panisch ganz Barneveld nach einer Straße ab, in der jemand wohnen sollte, der bei ICCO (der Organisation, bei der wir nächtigten) arbeitet und den Schlüssel für mich zurückgeben kann. Gegen alle Wahrscheinlichkeit hat das sogar geklappt! (An dieser Stelle möchte ich einige Minuten mit meinen Schilderungen pausieren um den Applaus abklingen zu lassen)
(...)
Den Rest der Woche habe ich mit meiner Freundin in Barneveld genossen. Wir haben hier zusammen "gearbeitet" und es und gut gehen lassen. Der große Auftritt kam dann Freitag und Samstag...
Kai und Anna beschlossen nach Den Haag zu fahren um Tibor un Johannes zu besuchen. gesagt, getan. Die Hinreise verlief problemlos. Wir wurden von Johannes abgeholt und schafften es unbeschadet zu seiner Wohnung wo wir es uns auf dem Sofa gemütlich machten. Etwas zu gemütlich vielleicht. Wir hatten ja geplant uns das Nachtleben in Den Haag reinzuziehen. Daraus wurde dann leider nichts... Naja. Der Samstag lag ja noch vor uns.
Es wurde um 10.00 Uhr aufgestanden und "lekker" gefrühstückt. Wobei mir das Essen wahrscheinlich besonders positiv auffiehl, weil es ausnahmsweise Fleisch aufs Brot gab und nicht Nutella. Als dann alle satt waren wollten wir an den Strand. Tibor und Jo fietsten (fuhren mit dem Fahrrad). Anna und ich gönnten uns den Bus. Man muss es ja morgens noch nicht übertreiben.
Der Strand war erwartungsgemäß voll und unerwartungsgemäß warm. Zumindest nach ner knappen Dreiviertelstunde, als die Sonne sich blicken lies. Wir spazierten, vielleicht ein bisschen ziellos, umher und diskutierten über das Ich-Bewusstsein von Tieren und darüber, warum Muscheln an stränden immer geballt auftreten und nicht gleichmäßig verteilt. An der Definition des Wortes "Kultur" scheiterten wir allerdings. Das war zu schwer für den morgentlichen Spaziergang. Als wir genug von der frischen Meeresluft hatten suchten wir Ablenkung im Smog der Innenstadt.
Es ging durch die meinseserachtens sehr eigene Architektur der Den Haagischen Gebäude zu dem sagenumwobenen "Binnenhof". Tibor und Jo wollten uns bis zum bitteren Ende nicht sagen, was das ist und was uns da erwartet. Wir wurden von ihnen zu einem schlossähnlichen Gebäudekomplex geführt, den wir durch eine kleine, unscheinbare Pforte betraten. Nun standen wir in einem verwinkelten Hof, der wir jeder andere Hof "binnen" war und dadurch zu seinem Namen kam. Auf meine Frage, was das denn nun alles sei und soll, wurde ich über die Besonderheit des Ortes aufgeklärt. Ich befand mich unmittelbar im Zentrum der politischen Macht Hollands. Das hier war das Regierungsgebäude. Hollands Reichstag und Sitz des "Bundespräsidenten". Das erwecke mein Interesse und ich beschloss mir das alles genauer anzusehen. Mir kam der "Binnenhof" (so heißt der Komplex wohl) vor, wie eine Mittelalterliche Stadt mitten im Zentrum Den Haags. Vielleicht keine Stadt, aber ein Dorf. Ein architektonisch homogene Bezirk, der, wie sich rausstellte, von Wasser umgeben war. Also eine Art Insel vielleicht. Haustür an Haustür reihte sich Wohnung (bzw. Büro) der verschiedenen Politiker. Ein kleines Messingschild an der Klingel verriet, wer in den Räumlichkeiten hinter der Holztür zu finden war. Präsidenten, Minister, Verwartungsangestellte. Alles irgendwie in der Nachbarschaft. Tür an Tür. So wandelt man durch das Politikerghetto...
Wenn man nun wieder "NormalDenHaag" betritt, dann kann man sich vor die weltweit teuerste Botschaft der Bundesrepublik stellen und über einen kleinen See mit Springbrunnen und Bootchen auf das "Schlossghetto" schauen. Ein schöner Anblick. Wirklich!
Gegen Abend war uns dann irgendwie kalt und wir wollten wieder heimwärts und den Tag noch ein bisschen ausklingen lassen. Doch es kam anders...
Am Bahnhof erfuhren wir, dass heute leider kein Zug mehr nach Amersfoort, also in Richtung Heimat, von Den Haag aus führe. Es wurde uns nahegelegt über Amsterdam zu fahren. Als wir dann so im Zug saßen kam uns der spontane Einfall doch in Amsterdam noch ein oder zwei Stündchen zu bleiben. Das war, wie ich im Nachhinein zweifellos sagen kann, die beste Idee der letzten Wochen.
Wir stiegen in Amsterdam aus, machten uns noch schnell schlau wann und wo unser Zug Heim fahren würde und stürzten uns ins Amsterdammer Nachtleben. Und da war die Hölle los. Millionen Menschen in den kleinen, hell erleuchteten Gassen. Anna bekam ein Funkeln in den Augen und als wir dann auch noch einen Jahrmarkt auf dem Damm fanden und sie mit so einem Mörderteil fahren durfte, das einen auf einer 110m langen Achse, die in der Mitte auf einem Stativ befestigt war, 55m in die Luft schoss und in einer Kreisbewegung rückwärts wieder runter rasen ließ, war der Tag perfekt. Ich hätte mich nie im Leben auf diesen Suizidapparat gewagt, aber wems Spaß macht, warum nicht? Wir schländerten noch ein bisschen umher und fühlten uns im Trubel wohl. Irgendwann kam dann die Zeit, wo uns wieder zu kalt wurde und wir nahmen den Zug nach Hause. Nun endlich schlafen. War auch viel heute...
Am nächsten Tag kam dann der Abschied. Das war nicht so schön, aber es gibt ja ein Wiedersehen.
Den zweiten Sprachkurs begleitete wieder strahlender Sonnenschein. Auch wenn es auch nicht mehr so mollig warm ist, hab ich im Moment irgendwie Sommerlaune. Das kann natürlich auch an Annas Besuch gelegen haben, doch Anna ist nun wieder in Deutschland und ich freu mich immer noch über das Wetter. Warum war es denn im Juli nicht so sonnig? Doch aufgrund der eher niedrigeren Temperaturen fiel mir das Sitzen im "Klassenzimmer" nicht ganz so schwer. So konnte ich auch die insgesamt dritte Gelegenheit nutzen mein holländisch zu verbessern. Ich habe zum Beispiel zu meiner Belustigung erfahren, dass das holländische Wort für Aschenbecher asbak (pl. asbakken) ist. Ist das nicht ein wahrer Grund sich zu freuen?
Zugegeben, niederländisch ist vielleicht nicht so schön wie französisch, dafür aber um einiges cooler! ;)


Das wars von mir für dieses Mal. Das Nächste wird nicht so lange auf sich warten lassen, versprochen.

Groetjes van de Nederlands,


Kai

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