Samstag, 12. Januar 2008

Novus ordo seclorum

Es ist 2008.

Es ist viel passiert.


Ich will dort mit meinem Bericht anfangen, wo das alte Jahr seinen Abschluss und das neue seinen Beginn feierte. An Silvester.

Die Holländer nennen dieses Fest recht treffend Oud en Nieuw und am besten stürzt man sich in diesem kleinen Land in Amsterdam ins neue Jahr.

Wir schreiben nun den 31.12.2007. Tomi und Kai machen sich schon gegen Mittag auf nach Amsterdam. Das hat den einfachen Grund, dass es zu späterer Stunde so dermaßen voll auf den Straßen wird, dass an ein Durchkommen nicht mehr zu denken ist. Wir hatten ein bisschen Gepäck dabei und das wollten wir so schnell wie möglich im Mission House, dem Gastgeber der silvesterlichen Party, loswerden. Danach ging es noch einmal in die Innenstadt, ein paar letzte Besorgungen machen. Die MH-Party sollte gegen acht Uhr beginnen und so lümmelten schon die meisten anderen Freiwilligen im House rum, als wir beide aus der Stadt wieder kamen. Wir halfen den Bewohnern noch ein bisschen bei den Vorbereitungen und begannen zu trinken. Der Plan war um elf Uhr in Richtung Dam, dem Marktplatz Amsterdams, zu marschieren. Wären wir klug gewesen, hätten wir das schon etwa 5 Stunden früher getan. So trafen wir etwa 1km vor dem eigentlichen Dam in einer Steitenstraße schon auf eine Mauer von Menschen, die uns das Durchkommen unmöglich machte. Das hatte ein bisschen was von einem Robin Williams Konzert in Berlin während den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. Millionen Menschen, und ich spreche bewusst von dieser Zahl, stehen zusammen auf einem Platz, der nichtmal für die Hälfte ausreicht und versuchen panisch die bombastische Bühne zu sehen, die vor dem National Monument aufgebaut war. Gleichzeitig fliegen Raketen und explodieren Bomben. Überall. Der Platz erleuchtet alle paar Sekunden nach einer Detonation und ist dann wieder dunkel. Und laut....

Wir Freiwilligen bildeten eine Menschenkette, hielten uns aneinander fest und gingen zum Angriff über. Wir kannten das Gelände um einiges Besser als all die Touristen, die angereist waren, und so schafften es durch kleine, winkelige Gassen bis zum Dam vorzukämpfen. Wir standen nun also unter den wenigen priviligierten Millionen, die es geschafft haben einen Platz zu ergattern, wo man die Bühne wirklich sehen konnte. Was eine Atmosphäre...!

Fünf Minuten vor Mitternacht würde dann eine gigantische Uhr an die Häuserwände projeziert. Der Countdown begann...

...

Dann wurde es laut.

Sehr laut...
Menschen, Sirenen, Böller, die Band auf der Bühne...

Lasst mich versuchen euch das Szenario wie folgt nahe zu bringen:

Das interessante und eigentlich coole an dem Abend war, dass binnen weniger Minuten sich ein ganz böser Nebel in die Gassen der Stadt legte...
Aufgrund der Architektur der Stadt, wie ich vermute, konnte der Böllerrauch wohl nur schlecht abziehen und setzte sich dann fest.
Mir wurde bald klar... Es war Krieg in den Straßen. Aber wo genau war der Feind?
Es knallte. Sirenen. Menschen rennen. Der Himmel ist rot... Die Masse am Dam verlor sich in alle Richtungen. Die anderen sind in der Menge untergegangen. Vielleicht schon tot. Du bist alleine.
Alles, was du dabei hast um dich zu beruhigen ist ein bisschen Alkohol.
Bewaffnet bist du nicht mehr.
Es blitzt wieder.
Du hast deine letzte Böller-Munition vor etwa einer Viertelstunde auf dem Damm verschwendet um dir den Weg freizukämpfen. Du dachtest du könntest dem Nebel entkommen...
Doch das kann niemand.

Du musst nach Hause. Nur wie?
Du bewegst ich langsam am Wasser vorwärts. Du kannst sehen in weche Richtung es fließt und du weißt, dass du dem Strom folgen musst, bis du zu dieser einen Brücke kommst. Auf der anderen Seite des Wassers liegt irgendwo das Mission House. Die Basis.
Nach gefühlten Stunden des Irrens siehst du Häuser in der Ferne. Sie sind alle rot. Es erscheint dir alles so ungaublich hell in den Straßen. Woher das grelle Licht? Mädchen stehen in Fenstern. Sie wollen dir irgendetwas mitteilen. Sind sie Gefangene? Musst du ihnen helfen?
Keine Zeit. Rette dich.
Dort! Ein Mann mit Uniform. Du weißt, das sind die Guten. Du bittest ihn um Hilfe. Er fragt dich wohin du musst. Du sagst „Nach Hause“.
Er schickt dich weg. Wieder bist du alleine.
Irgendwann setzt du dich auf eine Bank und zündest dir deine 12. Uhr Zigarre an, die du vorhin vor lauter Trubel vergessen hast. Es setzt sich ein Mann neben dich und fragt, ob du ihm deinen Flaschenöffner geben kannst. Natürlich teilst du gerne. Ihr trinkt zusammen. Du kennst den Typen nicht, aber du weißt er ist ein wahrer Mann. Weil er diese Hölle überlebt. Genau wie du.
Dann wird dir klar, dass dieser Mann kein Mensch ist, sondern einer von Gottes Engeln. Er weiß wo Amstelrank liegt und das MissionHouse. Die Basis!
Er zeigt dir die Brücke, die du überqueren musst und du findest tatsächlich zurück nach Hause!
Dort sitzten deine Kameradenschweine gesellig um einen Tisch und haben Spaß.
Die Verluste halten sich in Grenzen. Es fehlen nur drei Leute. Du fühlst dich mit den vermissten Kameraden sehr verbunden. Du weißt, wie es ihnen gerade ergeht...


Ich würde diesen Abend als einen der geilsten dieses Jahres bezeichnen, wenn das Jahr nicht gerade erst angefangen hätte...

Wer weiß, was da noch kommt. Königinnentag im April zum Beispiel...

Oh Freude Götter...



Eine Woche später, am 6.01.2008, Sonntag, ereignete sich das zweite erwähnenswerte Ereignis dieses Jahres.

Es war strahlendes Wetter und Tomi und Kai hatten keine Ahnung, was sie mit diesem Tag anstellen sollten. Whoopy, unsere Mentorin, hatte dann den entscheidenen Einfall: Warum nehmen wir nicht einfach ihr Auto und fahren irgendwo hin. Es wäre ein Firmenwagen ihres Mannes und so müssten wir den Sprit nicht bezahlen.

Yeah!

Wir vermieden es nochmal näher nachzufragen, entrissen ihr die Schlüssel und setzten uns ins Auto. Wohin sollte die Reise gehen? Rotterdam? Amsterdam? Maastricht? Haarlem? Oder an den Strand? Tomi hatte noch nie in seinem Leben das Meer gesehen und jetzt schien die Sonne. Also viel unsere Wahl auf Den Haag/Scheveningen. Nach einer knappen Stunde fahren, kamen wir an und verbrachten noch eine halbe Stunde mit Parkplatz suchen. Das ist ein schwieriges Kapitel in Holland. Die Niederländer mögen es nämlich nicht gerne, wenn man falsch parkt, oder sogar nicht für seinen Autostellplatz bezahlt. Wie die meisten sicher wissen, mussten wir das schon einmal bitter feststellen.

Der Tag war herrlich. Es war zwar kalt, aber wunderbar in der Sonne am Strand zu chilln. Wir haben uns noch den Sonnenuntergang reingezogen (siehe Bilder) und haben dann mit unserer Den Haag Connection, Johannes, Kontakt aufgenommen. Dank Navi haben wir ihn dann sogar gefunden. Und wir hatten Glück. Er war seit Samstag wieder in Holland und hatte sogar die ganze WG für sich. Tomi, Johannes und ich kochten was leckeres zusammen und ließen es uns gut gehen. An dieser Stelle möchte ich gerne Johannes' Mutter grüßen. Wie ich erfahren habe, ließt sie meinen Blog fleißig. Das freut mich!

So gegen acht, halb neun, machten wir uns wieder gemütlich auf den Weg zurück. Gesättigt und vollkommen zufrieden, einen beihnah kostenlosen und sonnenreichen Tag verlebt zu haben.

Ich muss zugeben, er kribbelt in mir, Whoopy diese Woche nochmal nach dem Auto zu fragen, aber man soll sein Glück ja nicht überspannen...

Vielleicht nächste Woche.


Nunja. Das solls erstmal wieder von mir gewesen sein. Ich denke, ich werde mich nach dem anstehenden Seminar, nächste Woche, wieder bei euch melden.


Bis dahin, bleibt mir treu!


Kai


5 Kommentare:

Jo hat gesagt…

ich kriege noch eine million euro für das abendbrot!groetjes uit den haag!

Anonym hat gesagt…

liegen auf deinem Luzerner Konto

Unknown hat gesagt…

Danke für die Grüße und vor allem dafür, dass die Tätigkeit des Bloglesens als Fleiß gedeutet wird :)
Johannes`Mutter

jonas hat gesagt…

isch bekomm doch migräne, wenn ich so lange texte vorm pc lese, du otto!

Anonym hat gesagt…

als ich erfahren habe wieviel geld du sack im monat hast, gönnte ich dir die migräne.

Scheiß Schweden.

Lernt Fußball spielen!

Otto